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Wie man lernt oder nicht lernt und was man von einem Seminar erwarten darf

Wozu ist ein Seminar überhaupt da?

Ursprüngliches Lernen passierte durch Erleben. Durch Ausprobieren, Erfahrung sammeln, Rückschläge hinnehmen, aus Fehlern lernen. Besonders im wissenschaftlichen Bereich kann Lernen auch durch „einfaches“ Nachdenken passieren.

Wenn aber Wissen bereits vorhanden ist, so kann man natürlich auf dieses zurückgreifen, sofern es irgendwo festgehalten wurde. Das ist meist in Büchern oder ähnlichen Publikationen der Fall.

Also lernt man am besten aus diesen Büchern, wo genau das drinsteht, was man lernen will. So funktionierte Lernen seit vielen Jahrhunderten.

Lernen vom Lehrer

Daneben gab es auch schon immer das assistierte Lernen. Philosophen, Wissenschaftler, Künstler beispielsweise haben interessierte Schüler angeleitet und ausgebildet (z.B. Aristoteles, da Vinci, Michelangelo, Galileo).

Auf den ersten Blick sieht das assistierte Lernen aus wie heute in der Schule. Einer erzählt und gibt sein Wissen weiter, die anderen hören aufmerksam zu und machen sich Notizen. Allerdings bei genauerem Hinschauen gibt es zwei ganz entscheidende Unterschiede. Der „Lehrer“ war früher selbst hochkompetenter Fachmann auf seinem Gebiet und nicht nur Wissensvermittler. Die Schüler waren früher durchgängig selbst in hohem Maße begeistert und wissbegierig, sie reisten zum Teil hunderte Kilometer zu Fuß an, nur um dem Fachmann zuhören zu dürfen. Sie waren hungrig nach Wissen und haben selbst aktiv sehr vieles unternommen, um dieses Wissen zu erlangen.

Natürlich gibt es auch heute noch kompetente Fachleute, die ihr eigenes Wissen, ihre eigenen Forschungsergebnisse weitergeben, das ist vorwiegend an Universitäten der Fall. Das ist aber nicht der allgemeine Fall heutigen Lernens.

Heutige Lehrer

Heute haben viele „Lehrer“ kaum mehr den authentischen Bezug zum Thema. Manche Lehrer haben sich Wissen angelesen, um es dann weiterzugeben, ohne es inhaltlich aber wirklich verstanden oder gar verinnerlicht zu haben. Ihnen fehlt die Begeisterung, die sie aber auf die Schüler übertragen müssten, um erfolgreich Wissen zu vermitteln. Ein Sprichwort sagt: Wer selbst nicht für das Thema brennt, kann andere nicht anzünden.

Das kann jeder an einem schlechten Konzert erkennen. Wer nur die Noten runterklimpert, wird niemanden mitreißen. Ganz anders derjenige, der vielleicht die Musik selbst geschrieben hat.

Lernen erfordert Disziplin

Und genau deswegen beschränkt sich Lernen heute in vielen Fällen auf pures Auswendiglernen. Ob jetzt da ein Lehrer vor mir steht oder ob ich ein Buch lese, ist dann egal. Genau genommen ist ein gutes Fachbuch aus mehrerlei Gründen aber manchmal sogar besser. Es ist exakter, es vergisst nichts. Und wenn ich eine Pause brauche, unterbreche ich das Lesen (das Buch blättert nicht selbst weiter) oder wenn ich einen Satz nicht ganz verstanden habe, lese ich ihn einfach ein zweites Mal. Das alles geht bei einem Seminar eher nicht.

Der „Nachteil“ des Buches liegt jedoch darin, dass der Leser eine gewisse Disziplin braucht. Sich lässig auf einen Stuhl setzen und zuhören, was da vorn einer redet, erfordert wenig Disziplin, es entspricht der heutigen „Konsumhaltung“. Um ein Buch selbst zu lesen, braucht es mehr. Dazu sind aber viele Menschen heute nicht mehr bereit und auch teilweise gar nicht mehr in der Lage, vor allem wenn es um Themen geht, die sie selbst eigentlich nicht wirklich interessieren. Und das ist häufig dann der Fall, wenn der Chef einen in ein Seminar „schickt“. Man geht halt hin, weil man dazu verpflichtet ist. Genauso gut (und weitaus preiswerter) könnte der Chef einem ein Buch in die Hand drücken, das man lesen soll. Die Mitarbeiter, die ein Buch gelesen haben, welches ihnen vom Chef „verordnet“ wurde, kann man an einer Hand abzählen. Mal drin blättern, ok, auch vielleicht ein Bild oder eine Grafik anschauen, auch gut. Aber vollständig lesen und verstehen? Wohl kaum. Und weil der Chef das weiß, belügt er sich einfach selbst, indem er die Mitarbeiter in ein Seminar schickt und damit den Erfolg der Maßnahme bereits definiert hat. Denn wenn die Leute 7 Stunden in einem Seminar sitzen, müssen sie natürlich was gelernt haben.  😉

Und wie lernen andere?

Damit auch diejenigen, die weniger Interessiert sind, in einem Seminar etwas lernen können, braucht es einen hervorragend qualifizierten Trainer, der nicht einmal unbedingt vom Thema inhaltlich viel weiß. Er muss vor allem methodisch und didaktisch viel Wissen und Erfahrung haben. Und er braucht eine sehr hohe Sozialkompetenz.

Solch ein Trainer ist in der Lage, auch die weniger Interessierten, weniger disziplinierte, weniger lernbereite Teilnehmer „mitzunehmen“ und ihnen etwas beizubringen. Sicher wird er nicht jeden erreichen können, weder die aktiven Verweigerer, noch die mit hochgradiger Konsumhaltung oder die nicht lernfähigen und auch die stark desinteressierten nicht. Aber alle anderen werden etwas lernen.

Das sind dann Seminare, in denen die Teilnehmer durchaus etwas lernen können, auf jeden Fall viel mehr als wenn man ihnen ein Buch in die Hand drückt.

Nochmal zusammengefasst: Wer interessiert am Thema und lernwillig ist und über eine gewisse Disziplin verfügt, kann aus einem Buch sehr gut lernen. Wen das Thema nicht interessiert, wird weder aus einem Buch noch von einem Lehrer etwas lernen können. Wer weningstens marginale Interessen und ein gewisses Lernpotenzial hat, kann von einem guten Trainer viel lernen.